Windsheim im Mittelalter
Aus dem Ortsprospekt und Texten von Manfred Gößwein:
Die ehemals freie Reichsstadt Windsheim
Ein erster urkundlicher Hinweis auf eine Ansiedlung (genannt „Uuinedisheim“ - Kleinwindsheim) stammt aus dem Jahr 741 mit einer Kirche, die dem Heiligen Martin geweiht war.
Kleinwindsheim bestand aus der kleinen Kirche, mehreren Höfen und einer Walkmühle. Die Mühle befand sich im Besitz der ritterlichen Familien der Esel und Gailing aus Illesheim, hier wurde der berühmt - berüchtigte Eppelein von Gailingen (mit richtigem Namen Apollonius von Gailingen) um 1320 auf Burg Röllingshausen (jetzt zerstört) geboren, der 1381 in Neumarkt durch das Rad hingerichtet wurde. Nachdem er vorher den Nürnbergern entkommen war. (Die Nürnberger hängen keinen.....) Eine Nachfahrin (Dorothea Gailing) heiratete den berühmten Götz von Berlichingen.
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Siedlung zur Stadt. Am 5.Mai 1295 erhielt Windsheim durch König Adolf von Nassau eine eigene Gerichtsbarkeit. Dies kann man als Grundstein für die Reichsfreiheit betrachten. Windsheim konnte sich fortan zu den wenigen Städten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zählen, die sich Reichsstadt nennen durften. In Franken waren dies Dinkelsbühl, Rothenburg, Nürnberg, Schweinfurt, Weißenburg und Windsheim. Die Reichsstädte waren allein direkt dem Kaiser unterstellt und hatten damit gleichsam eine eigene landesherrliche Hoheit.
Dies war der Grundstock für eine Jahrhunderte währende, bedeutende Stellung Windsheims, die der Stadt und den Bürgern Wohlstand gebracht hat und deren vielfältige architektonische Zeugnisse die Besucher der Stadt heute bewundern können.
Wikipedia:
Aus dem Status der Reichsunmittelbarkeit ergab sich für die Reichsstädte eine Reihe von Freiheiten und Privilegien. Sie waren im Inneren weitgehend autonom und besaßen im Allgemeinen eine eigene niedere und hohe Gerichtsbarkeit. Insbesondere die Hochgerichtsbarkeit stellte sie den Fürsten gleich und unterschied sie von den landständischen Städten, die einem Landesherrn untertan waren. Als Reichsstände hatten die Reichsstädte aber auch besondere Pflichten gegenüber dem Kaiser. So hatten sie ihre Steuern direkt an ihn abzuführen und auf Verlangen Heerfolge zu leisten.
Zu den freien Städten zählten die Bischofsstädte Basel, Straßburg, Speyer, Worms, Mainz, Köln und Regensburg. Sie hatten ihren Status durch kaiserliche oder bischöfliche Privilegien erlangt, die denen der Reichsstädte ähnlich waren. Unterschiede bestanden beispielsweise darin, dass sie dem Kaiser außer auf Kreuzzügen keine Heerfolge leisten und keine Steuern an ihn entrichten mussten.
Geht der "Wanderer in der Zeit" vom Marktplatz mit dem Rathaus aus südlich die Kegetstraße hinunter zum Weinmarkt, trifft er auf den "Schönen Brunnen".
Dort steht seit 1727 die Statue des Kaisers Karl VI. Zusammen mit den alten Bürgerhäusern sehen wir hier ein anheimelndes Ensemble, wie es viele alte deutsche Städte ziert.
König und Kaiser: Karl VI (1711–1740) (1711–1740 König von Böhmen, 1706–1740 Herzog von Mailand, 1713–1735 König von Neapel, 1711–1740 Erzherzog von Österreich, 1735–1740 Herzog von Parma, 1713–1720 König von Sardinien, 1720–1735 König von Sizilien, 1711–1740 König von Ungarn). Geboren 1. Oktober 1685 in Wien; † 20. Oktober 1740 ebenda)

Dazu habe ich von Manfred Gößwein einen sehr interessanten Hinweis bekommen, den ich hier ungekürzt wiedergeben möchte:
Warum Kaiser Karl genommen wurde hängt vermutlich mit dem Zeitpunkt zusammen an dem die Vorgängerfigur entfernt wurde, weil die Sage dieser Gestalt sich nicht mehr halten ließ.
Pharamundus der Franken Herr
Bat vier gelehrte Männer sehr
Sie sollten fränkisch Gesetz statuieren,
Clodoväus tät sie deklarieren.
Windegast der verständig Mann
fing die Stadt Windsheim zu bauen an,
Nach Christi Geburt 422 Jahr
Sagt die fränkisch Chronik offenbar.
Mit dieser Aussage beginnt die Windsheimer Chronik und man betrachtete es als Tatsache, dass Windegast der Gründer Windsheims war. Nachdem diese Ansicht sich nicht mehr halten ließ wurde die Statue ersetzt. Auch im alten Rathaus soll sich noch ein Wandbild von Windegast befunden haben, dies ist beim Rathausbrand zerstört und aufgrund des Wahrheitsgehaltes natürlich nicht mehr erneuert worden.
Dies ist mein Wissen zu dieser Sache, kann aber nicht mehr sagen, ob es eine Erzählung war oder sie auch in der Stadtchronik enthalten ist.
Habsburger Inzucht
https://www.welt.de/geschichte/article204473336/Habsburger-Lippe-Der-Inzest-und-seine-dekadenten-Folgen.html
Zur zeitlichen Einordnung möchte ich folgende Ereignisse erwähnen:
1727 - Der isländische Vulkan Hvannadalshnúkur (Gipfel des Tales der Engelwurz) bricht aus
1727 - Der Portugiese Francisco de Melo Palheta pflanzt die von ihm geschmuggelten, ersten Kaffeebohnen in Brasilien
1727 - König George I. von Großbritannien stirbt.
1727 - Peter der II wird Kaiser von Russland.
1727 - Beginn des Englisch- Spanischen Kriegs
Georg Wilhelm Steller
Gehen wir vom Marktplatz aus nördlich hinunter, kommen wir zur Georg Wilhelm Steller Straße. Von ihm gibt es kein Porträt. Wer sein Denkmal sehen möchte, muss nach Тюмень fahren. Liegt in Westsibirien. Zitat Magazin Nordbayern: "Teilnehmer, die mit der Geschichte von Stellers letzten Tagen vertraut sind, waren sich einig, dass der Platz für den Gedenkstein gut gewählt sei. Er befindet sich unweit von dem Ort am Ufer des Flusses Tura, wo Steller in einem wenig dauerhaften Grab beigesetzt wurde. Und es besteht Blickkontakt zum orthodoxen Kloster. Dessen Mönche hatten damals dem Lutheraner aus Franken die Bestattung innerhalb ihrer Mauern verwehrt." Steller wird es billigend ohne Beschwerde in Kauf genommen haben.
Georg Wilhelm Steller * 10. März 1709 in Windsheim, † 12. November 1746 in Tjumen, Russisches Kaiserreich, war ein deutscher Arzt, Ethnologe und Naturforscher. Er war Teilnehmer der vom dänischen Kapitän Vitus Bering geleiteten Zweiten Kamtschatkaexpedition. (Siehe Beringstraße).
Im Juni 1741 verließ das Paketboot "St. Peter" mit Steller an Bord Kamtschatka. Nach einer fast siebenwöchigen Überfahrt sichtete die Besatzung auf 58º 14`nördlicher Breite erstmals Land: Alaska war entdeckt. Steller machte sich im August 1744 auf die Rückreise nach St. Petersburg. Vitus Bering war aufgrund der Strapazen und Krankheiten gestorben. Auf der Rückreise verstarb auch Steller am 12. November 1746, mit nur 37 Jahren, über 2.000 km östlich von Moskau in Tjumen in Sibirien an den Folgen eines heftigen Fiebers.
Er war der erste und einzige Wissenschaftler, der jemals eine lebende Stellersche Seekuh sah. Danach sahen sie vornehmlich Pelztierjäger, die bald für die Ausrottung dieser Art sorgten.
Auf dem Schüsselmarkt steht jetzt eine Seekuh-Nachbildung. Von dort kann man auf einem Bein ein paar Meter weiter zur altfränkischen Weinstube hüpfen.
Die Geschichte über Georg Wilhelm Steller kann man nachlesen. Sie ist ausgesprochen interessant.


Stellerhaus